Jesus und seine Gemeinde

Jesus und Seine Gemeinde

Wie viele Male sprach Jesus über die Gemeinde? Wir werden überrascht sein herauszufinden, dass Er nur zwei Mal von der Gemeinde, der ekklesia, sprach.

Auf den ersten Blick scheint dies zu dem heutigen Trend zu passen, nach dem behauptet wird, man könne Jesus hoch schätzen und Ihm nachfolgen, ohne die Gemeinde wertzuschätzen und mit ihr verbunden zu sein. Es wird gesagt, dass die Gemeinde nur eine menschliche Erfindung wäre, und da Jesus kaum über die Gemeinde sprach, wäre es auch nicht seine Absicht gewesen, sie zu gründen. Für viele ist daher die Gemeinde nichts weiter als ein Mühlstein, der die wunderbare Botschaft Jesu belaste.

Nun, was sollen wir dazu sagen? Vielleicht wäre es das Beste, nicht nur zu sehen, wie häufig Jesus etwas über die Gemeinde sagte, sondern was Er sagte, um herauszufinden, welches Gewicht Er der Gemeinde gibt.

  • „Ich werde meine Gemeinde bauen“ (Jesus in Mt 16,18).
  • „… sage es der Gemeinde …“ (Jesus in Mt 18,17).

Jesus wird seine Gemeinde bauen

Was verspricht Jesus in diesem ersten Vers? Er verspricht, seine Gemeinde zu bauen. Fügt Er noch etwas hinzu? Nein, das ist alles! Er hatte nicht vor, weitere irdische Institutionen zu gründen, stattdessen spricht Er hier von seiner Gemeinde. Das Neue Testament zeigt, dass seine ganze Mission auf Erden dazu führen sollte, Seine Gemeinde zu bauen. Das war Jesu Hauptanliegen. Und Er wurde Mensch, lebte, litt, starb, stand von den Toten auf und fuhr hinauf in den Himmel, um Seine Gemeinde zu bauen!

In unserem zweiten Vers spricht Jesus von Problemen innerhalb der Gemeinde. Die Frage ist, wie gehen wir damit um, wenn ein Glaubensbruder gegen einen anderen sündigt, er aber nicht bereit ist, seine Sünde einzusehen und um Vergebung zu bitten. Jesus sagt, seine Sturheit muss der ganzen Gemeinde bewusst gemacht werden, und diese soll sich daraufhin von ihm distanzieren, und er soll für die Gemeinde „wie ein Heide und ein Zöllner gelten“ (Mt 18,17).

Gemeinde erfordert Mitgliedschaft

In diesem Abschnitt, in dem Jesus von der ekklesia spricht, sind einige entscheidende Dinge über die Gemeinde enthalten. Zum einen wird deutlich, dass die Gemeinde in Jesu Sicht unbedingte Glaubens- und Verhaltensmaßstäbe hat, dass sie eine bestimmte Form der Mitgliedschaft beinhaltet, von der ein Mensch ausgeschlossen werden kann, dass sie für das geistliche Wachstum der Mitglieder verantwortlich ist und dass sie sich gemeinsam versammeln soll, unter anderem um solche Probleme, wie das genannte, zu behandeln. Jesus spricht in beiden Stellen, in der Er die Gemeinde erwähnt, von der Macht zu binden und zu lösen (vgl. Mt 16,19; 18,18). Die Gemeinde, die Jesus hier im Blick hat, ist etwas Konkretes; sie ist eine Organisation, eine Institution, deren Mitglieder einander, dem drei-einigen Gott und der Gemeinde selbst verpflichtet sind. Die Gemeinde ist größer als die Summe ihrer Teile.

Die Gemeinde, die Jesus baut, ist mehr als eine Gruppe Gläubiger, die sich treffen, um gemeinsam zu beten und sich bei Kaffee und Keksen über Bibelverse auszutauschen. Solche Treffen sind meistens selbstgewählt; die Mitglieder entscheiden selbst, mit wem sie wann zusammensitzen und über was sie reden möchten. Bei der Gemeinde sieht dies abervöllig anders aus. Die neutestamentliche Gemeinde ist kein Verein Gleichgesinnter – die gemeinsame Gesinnung auf Christus natürlich ausgenommen. Viele der Probleme, gegen die die Apostel in ihren Briefen ankämpfen, entstanden deshalb, weil die Gemeinde aus Menschen verschiedener Altersgruppen, Gesellschaftsklassen und Völkern bestand (vgl. Apg 6,1-7; 15,1ff; Gal 1-3; Tit 2; Jak 4). Informelle Zusammenkünfte haben immer einen Mangel an Verantwortlichkeit. Jeder kann kommen und gehen, wie es ihm gefällt, ohne dabei dem anderen gegenüber verpflichtet zu sein.

Gemeinde erfordert Verbindlichkeit

Wenn Jesus von der Gemeinde spricht, dann wird deutlich, dass Er dabei Dinge wie Mitgliedschaft, Maßstäbe und Disziplin im Sinn hatte, die eine gegenseitige Verbindlichkeit voraussetzt, denn sie besteht auf der Grundlage eines Bundes. Der heutzutage von Evangelikalen häufig verwendete Spruch „Gehe nicht zur Gemeinde, sondern sei die Gemeinde“, wird viel zu sehr missverstanden. Denn die Einheit, die zwischen zwei oder drei herrscht, die sich in Jesu Namen versammeln, ist dieselbe Einheit, die auch die Autorität hat, andere auszuschließen (vgl. Mt 18); sie unterliegt einer Regierung – nämlich der Regierung, Ordnung und Disziplin Jesu und setzt eine Mitgliedschaft voraus. Die Gemeinde Jesu besitzt Glaubens- und Verhaltensmaßstäbe. Sie trifft sich als die Gemeinde Jesu. Es ist möglich, dass Menschen ihr hinzugefügt und aus ihr ausgeschlossen werden – und das mit ewigen Konsequenzen (deutlich dargestellt durch den „Schlüssel des Reiches“ und das „Binden und Lösen“ in Mt 16,19 und 18,17).

Informelle Treffen unter Christen können hilfreich sein. Gemeinsames Bibelstudium unter Gläubigen verschiedener Denominationen kann eine Bereicherung sein. Und doch macht dies nicht die Gemeinde aus. Die persönliche Verbindung, die durch Hauskreise, gemeinsames Bibelstudium oder Gebetsgruppen erreicht werden kann, kann aber auch dazu führen, dass die Bedeutung der örtlichen Gemeinde untergeht, wo jeder sich auf den anderen verlassen soll, wo ich verbindlich zugesagt habe, dass ich für dich da bin, und du für mich!

Schätzen wir die Gemeinde so, wie Jesus es tat?

Wir sollten also nicht den Fehler machen, nur die Anzahl der Stellen zu beachten, in denen Jesus von der Gemeinde spricht. Stattdessen sollten wir sorgfältig deren Inhalt wiegen, wie man Gold oder Silber abwiegt. Leider wird heute die Bedeutung der Gemeinde viel zu wenig beachtet. Nicht selten verlassen Familien ohne Vorwarnung und Erklärung die Ortsgemeinde, in der sie schon seit Jahrzehnten zu Hause sind. Und immer bleiben Narben zurück – bei denen, die die Gemeinde verlassen und bei denen, die zurück bleiben. Man stellt sich die Frage: Was haben wir falsch gemacht? All die Momente, in denen wir gemeinsam beteten, gemeinsam Schwierigkeiten durchlebten … War dies alles nichts? Warum? Die Antwort ist, weil viele Christen die Gemeinde als etwas Freiwilliges ansehen – sie eher wie einen Verein und nicht wie eine Ehe betrachten.

Im Bereich unserer christlichen Jüngerschaft klafft ein gefährliches Loch, wenn wir nicht bereit sind Gemeinde so zu leben, wie Jesus es sich vorstellt – wo ich anderen gegenüber Rechenschaft ablege, und sie mir gegenüber; wo ich für andere da bin, und sie für mich; wo ich mich auf andere verlasse, und sie sich auf mich.

© Ligonier Ministries @ Tabletalk Magazine. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.



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