Georg Müller

Georg Müller – ein Zeugnis echten Glaubens

Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem Wissen von Tatsachen über Gott und dem Vertrauen in Gott. Wir können sehr viel über Gott wissen – über Seinen Charakter, Sein Wort, Seine Verheißungen usw. – doch all dieses Wissen ist ohne Bedeutung, solange wir diese Wahrheiten nicht auf unser Leben anwenden. Der bekannte Prediger und Waisenvater Georg Müller vertraute Gott und erlebte, wie Gott das Unmögliche möglich machte.

Eine von Gott bewirkte Veränderung

Georg Müller wurde 1805 im sächsischen Kroppenstedt geboren und verbrachte die ersten Jahre seines Lebens als Taschendieb – bloß, weil er den Nervenkitzel liebte. Auf Anordnung seines Vaters ging Georg nach Halle, um dort Theologie zu studieren und lutherischer Pastor zu werden. Da ein lutherischer Pastor gut bezahlt wurde, willigte Georg ein. Für ihn bedeutete dieser Beruf leicht verdientes Geld und Autorität über andere Menschen.

Eines Abends, als Georg gemeinsam mit einem Freund einen Bibelkreis besuchte, begann der Heilige Geist an seinem Herzen zu arbeiten. Sein Interesse an der Bibel wuchs und nach ein paar weiteren Besuchen kniete er nachts vor seinem Bett nieder und bat Gott um die Vergebung seiner Sünden durch Jesus Christus. Georgs Leben änderte sich radikal. Er gab seine alten Gewohnheiten auf – Glücksspiel, Alkohol und Betrügereien waren für ihn nun unmöglich geworden. Dieser junge Mann, dessen bisheriges Leben von Selbstliebe und Egoismus geprägt war, liebte nun Gott von ganzem Herzen.

Eine von Gott geprägte Mission

Kurze Zeit nach seiner Wiedergeburt entschloss sich Georg, in den vollzeitlichen Missionsdienst zu gehen. Er heiratete eine junge Frau mit Namen Mary Groves und gemeinsam begannen sie ihren Missionsdienst in Bristol, England.

Als Georg eines Tages durch die Stadt ging traf er auf ein Mädchen, das mit nur fünf Jahren bereits auf der Straße lebte und bettelte. Ihren kleineren Bruder trug sie auf ihrem Rücken. Georg begann mit dem Mädchen zu sprechen und fand heraus, dass ihre Mutter an Cholera gestorben war und ihr Vater in den Kohleminen sein Leben gelassen hatte. Damals war solch ein Schicksal kein Einzelfall – im Gegenteil: Armut, Krankheit und Hunger gehörten zum Alltag der Menschen in Bristol. Und doch sollte diese eine Begegnung Georgs Leben für immer verändern.

Die praktische Auswirkung des Evangeliums

Georg und seine Frau Mary gründeten den sogenannten „Breakfast Club“ („Frühstücks-Club“), um Waisenkindern die Möglichkeit einer warmen Mahlzeit zu geben, und ihnen gleichzeitig von der Liebe Gottes in Jesus Christus zu erzählen. In kürzester Zeit wurde aus dem „Breakfast Club“ ein Waisenheim mit fünf großen Häusern, in dem im Laufe der Jahre über 10.000 Waisenkinder ein liebevolles Zuhause fanden. Das Heim der Müllers war das erste uns bekannte Waisenheim Bristols.

In der Gemeinde Jesu gab es schon immer viele Menschen, die davon überzeugt sind, dass Gott alles tun kann, was Er in Seinem Wort zusagt, doch nur wenige von ihnen vertrauen darauf, dass Gott auch alles tun wird, was Er in seinem Wort sagt. Wie oft treten wir zweifelnd vor seinen heiligen Thron? Unsere Zweifel sind keine Kleinigkeit, denn mit ihnen zweifeln wir auch gleichzeitig an Gottes Charakter. Wir bekunden damit, dass Gott sich nicht um unsere Nöte sorgt, und obwohl wir Ihn um Hilfe bitten, versuchen wir gleichzeitig das Ziel mit eigenen Mitteln und Kräften zu erreichen. Gottes Wort sagt:

Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden; denn Gott gibt gern und macht dem, der ihn bittet, keine Vorhaltungen.

Jakobus 1,5

Georg und Mary Müller vertrauten Gott. Und obwohl sie niemals jemandem um Geld baten, wussten sie doch, dass Gott alles Nötige bereitstellen würde; und Er tat es auch.

Beispiele für Gottes Fürsorge

Eine Geschichte aus dem Leben von Georg und Mary beeindruckte mich besonders. Eines Morgens traf Georg sich mit einigen Mitarbeitern zu einer Besprechung, als sie von einer der Hausmütter unterbrochen wurden. Sie berichtete, dass die Kinder zum Frühstück an ihren Tischen säßen, aber kein Brot im Haus sei, das man ihnen hätte geben können. Georg beendete die Sitzung mit den Worten: „Wir werden sehen, was Gott tut“ und machte sich sofort auf den Weg in den Speisesaal. Dort angekommen sprach Georg ein kurzes Gebet mit den Kindern: „Lieber Gott, wir danken dir für das, was du uns geben wirst. Amen.“

Die Kinder nahmen Platz und warteten. Nur einen kurzen Moment später klopfte es. Und als man die Tür öffnete, stand ein Bäcker mit drei Tabletts feinstem Brot vor ihnen und erzählte, er habe diese Nacht nicht schlafen können, und sei deshalb aufgestanden, um für das Kinderheim Brot zu backen. Gott hatte bereits gewirkt, lange bevor Georg Müller gebetet hatte. Nachdem man den Kindern das Brot ausgeteilt hatte, klopfte es wieder. Einem Milchmann war auf dem Weg direkt vor dem Waisenheim ein Wagenrad gebrochen. Um das Rad reparieren zu können, musste die schwere Wagenladung Milch abgeladen werden. Er fragte, ob das Waisenheim die Milch kostenlos haben wolle. Nachdem die Kinder das Brot und die Milch verzehrt hatten, blieben noch Reste für den nächsten Tag übrig.

Wird Gott auch für uns sorgen?

Wenn wir solche Geschichten lesen, dann meinen wir, dass es sich hierbei um Ausnahmefälle handele. Ja, Georg Müllers Leben war von diesem „Außergewöhnlichen“ geprägt. Der Grund dafür war, dass er vor allen Dingen zuerst nach dem Reich Gottes und nach Gottes Gerechtigkeit trachtete. Georg wusste, dass Gott versprochen hatte, sich um Seine Kinder zu kümmern (vgl. Röm 8,28-29), und er war überzeugt, dass Gott immer zu seinen Verheißungen steht. Es mag uns so erscheinen, als wäre Georg Müller das besondere Privileg zuteil geworden, jeden Tag unter Gottes wundersamer Versorgung zu erleben. Doch Georg Müller sah dies anders. Für ihn war Gottes Treue nichts Außergewöhnliches, sondern so sicher wie der tägliche Sonnenaufgang. Georg Müller liebte Gott, und er liebte Gottes Wort!

Das besondere Glaubensleben von Georg Müller entstand aus seiner tiefen Beziehung zu Gott. Zeit mit Gott zu verbringen war für ihn keine Pflichterfüllung, es machte sein Leben aus.

Auf welche Weise können wir dahin gelangen, Gott zu genießen? Wie kann unsere Seele tiefste Freude erfahren? Wie ist es möglich, eine so große Zufriedenheit in Gott zu erlangen, dass selbst die schönsten Dinge dieser Welt gegen Ihn nur wie Dreck erscheinen? Die Antwort ist: Diese Freude an Gott erhalten wir allein durch das Studieren seines Wortes. Dort hat sich Gott uns offenbart!

Georg Müller

Wie Paulus, so erachtete auch Georg Müller „alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn“ (Phil 3,8).

Vertraue auf Gott

Georg und seine Frau behielten niemals mehr Geld für sich als sie benötigten. Als Georg Müller starb, besaß er gerade einmal 160 Pfund, dabei verwaltete er während seines Lebens fast eineinhalb Millionen Pfund. Ihm ging es nicht darum, sich ein irdisches Imperium aufzubauen. All seine Kraft, Zeit, Finanzen und Mühen verwendete er allein für das Reich Gottes – und Gott hielt seine Versprechen und sorgte für alles Nötige.

Die Ehre für dieses Lebenszeugnis gehört allein Gott. Auch Georg Müller war nicht perfekt, und er war ganz sicher auch kein einfacher Mensch. Auch er erlebte Verluste und Nöte. Er beerdigte seinen kleinen Sohn, seine Tochter und wurde zweimal Witwer. Er war nur deshalb ein großer Glaubensheld, weil er einem großen Gott vertraute.

Jeder von uns muss sich selbst die Frage stellen: Lebe ich jeden Tag in dem Bewusstsein der Verheißungen Gottes? An wessen Reich baue ich mit meinem Leben? Bitten wir Gott darum, dass Er unseren Glauben stärkt und unsere Beziehung zu Ihm vertieft und festigt, damit wir unser Vertrauen allein auf Ihn setzen. Es ist mein tägliches Gebet, dass mein Leben die Treue Gottes in ähnlicher Weise widerspiegelt, wie es im Leben von Georg Müller der Fall war.

„Sei gewiss, wenn du mit Ihm gehst, auf Ihn schaust und von Ihm alles erwartest, wird Er dich niemals enttäuschen.“ (Georg Müller)

© Rick Thomas



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