werdet voll geistes

Werdet voll Geistes!

„Und berauscht euch nicht mit Wein, was Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geistes!“ (Eph 5,18)

Das ist eine Mahnung, die sich nicht an Ungläubige und Unbekehrte richtet, sondern an diejenigen, die schon im Be­sitz des Heiligen Geistes sind. Im ersten Kapitel des Epheserbriefes heißt es: „In ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13). In Apostelgeschichte 19 wird uns die Geschichte erzählt, wie dies im Leben der Epheser geschah. Der Apostel Paulus war nach Ephesus gekom­men und traf dort auf einige Jünger Johannes des Täufers, die ihm einen so merkwürdigen Eindruck machten, als ob ihnen etwas fehlte. Sie kamen ihm so kraftlos vor. Da fragte er sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig geworden seid?“ Da kam der Mangel ans Licht.

Sie ant­worteten auf seine Frage: „Wir haben nicht einmal gehört, dass der Heilige Geist da ist.“ Da fragte er sie: „Worauf seid ihr denn getauft?“ Sie erwiderten: „Auf die Taufe des Johannes!“ Da verkündigte ihnen der Apostel das Evangelium von Jesus Christus, Sein Leiden und Sterben um unserer Sünden willen, und als sie dieser Botschaft glaubten, da kam der Heilige Geist auf sie. Davon war der Apostel Paulus Zeuge gewesen und deshalb kann er ihnen nun in der Erinnerung daran schreiben, dass sie versiegelt worden sind mit dem Heiligen Geist der Verheißung.

Im vierten Kapitel des Briefes sagt er ein ähnliches Wort. Da schreibt er: „Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung“ (Eph 4,30).

Also waren die Epheser im Besitz des Heiligen Geistes, sie waren mit dem Heiligen Geist versiegelt. Und doch fordert sie der Apostel auf: „Werdet voll Geistes!“ Er sah, dass in ihrem Wesen und Wandel doch nicht alles so war, wie es sein sollte. Er sah, dass es viel Kraftlosigkeit bei ihnen gab und daher auch viel Fruchtlosigkeit. Also ermahnt er sie: „Werdet voll Geistes!“

Wenn man sich heute in der Gemeinde des Herrn umsieht, dann hat man denselben Eindruck. Wie viel Kraftlosigkeit überall! Und darum auch so viel Fruchtlosigkeit!

Unsere Zeit ist geprägt von Versuchungen und Verführungen, und so viele Kinder Gottes gehen darauf ein und fallen! Es ist ein Jammer! Wie wenig Widerstandskraft ist der Sünde gegenüber vorhanden! Man lügt und betrügt, wie es die Welt tut, ohne dass es das Gewissen belastet. Das machen sie ja alle, so sagt man. Aber ist das eine Entschuldigung für Kinder Gottes? Sollten wir nicht dastehen wie ein Leuchtturm im brausenden, brandenden Meer, um das Licht des Evangeliums auf die wüsten, wilden Wogen zu werfen? Wer denkt daran, dass wir als Kinder Gottes die Aufgabe haben, das Licht der Welt zu sein?

Und wenn so wenig Widerstandskraft gegenüber der Sünde da ist, kann man dann noch im Leiden standhaft sein? Ach, wie wenig stellen auch da die Kinder Gottes ihren Mann! Sie klagen und sorgen geradeso wie die Welt es tut: „Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden?“ Ein Beispiel des fröhlichen, kindlichen Vertrauens auf die Verheißungen Gottes — wer gibt das?

Und noch auf einem dritten Gebiet wird die Kraftlosigkeit der Kinder Gottes offenbar. Es fehlt an Kraft zum Bekenntnis. Wie wenig Frucht wird gewirkt durch das Bekenntnis der Kinder Gottes! Kein Wunder, wenn unser Wesen und Wandel nicht predigt, wie soll da unser Mund etwas Größeres vollbringen?

Kraftlosigkeit, das ist das traurige Gepräge der Gemeinde der Gegenwart. Und das ist umso trauriger, als sich auf der anderen Seite Kräfte regen wie nie zuvor. Kräftige Irrtümer gehen durch unsere Zeit. Da werden Worte oder Abschnitte der Bibel aus dem Zusammenhang gerissen und Lehren darauf aufgebaut. Das Wort Gottes und Christus stehen nicht im Mittelpunkt, sondern irgendeine Lehre oder eine Organisation. Wie viele lassen sich davon blenden und lassen sich verführen. Mächte von unten sind am Werk, die Pforten der Hölle sind los, und die Gemeinde des Herrn hat keine Kraft.

Ist das nicht ein Jammer? Soll das so bleiben? Ist das der normale Zustand? Niemals!

Wenn wir in der Apostelgeschichte lesen, dann sehen wir, welche Kraft in den ersten Tagen der Gemeinde vorhanden war. Da wurden Kranke geheilt. Da wurde in uneigennütziger Weise das Geld des verkauften Ackers den Armen gegeben. Da geschahen Zeichen und Wunder. Da war Kraft zum Bekennen, da war Kraft zum Leiden und zum Sterben um Jesu willen.

Warum fehlt es der Gemeinde heutzutage so sehr an Kraft? Weil es an Geist fehlt. Kraftlosigkeit ist nichts anderes als Geistlosigkeit. Und auch die Fruchtlosigkeit ist nur Geistlosigkeit. Warum kommt so wenig bei allem Reden und Predigen heraus? Es fehlt an dem Heiligen Geist. Warum bewirkt das Zeugnis der Kinder Gottes so wenig Frucht? Es fehlt am Heiligen Geist. Wo Gottes Geist ist, da ist Kraft; wo Gottes Geist ist, da ist Frucht. Das ist ganz gewiss.

Nichts tut der Gemeinde so not, wie eine neue Ausrüstung mit Kraft aus der Höhe durch den Heiligen Geist. Was auch immer in der Zukunft kommen mag, wir brauchen Kraft, wenn wir als Überwinder siegreich durch all die Nöte hindurchgehen wollen. Wir brauchen Kraft, wenn wir uns von der argen Welt unbefleckt erhalten wollen. Diese Kraft bekommen wir nicht durch mehr Wissen und mehr Erkenntnis, diese Kraft bekommen wir nur dadurch, dass wir uns von Gottes Geist erfüllen lassen.

So ist diese Mahnung des Apostels an die Epheser auch eine sehr zeitgemäße Mahnung für uns. Wir müssen voll Geistes werden, wenn wir den Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft gewachsen sein sollen.

Wie werden wir das? Müssen wir Zusammenkommen, um in schwärmerischer Weise zu singen und ganze Nächte hindurch zu beten? Nein, das ist nicht der Weg, wie wir voll Geistes werden. Der Weg ist ein anderer, ein ganz einfacher. Wenn wir voll Geistes werden sollen, dann müssen wir das, was hindernd im Wege steht, zurück lassen und etwas tun, was uns innerlich fördert und weiterbringt. Wir müssen alles lassen, was den Heiligen Geist betrübt; wir müssen das tun, was dem Heiligen Geist mehr Macht über uns gibt.

In demselben Brief sagt der Apostel es ganz deutlich, was wir zu tun haben, um voll Geistes zu werden. Zuerst sagt er das Negative, das, was wir aufgeben müssen. Das steht im vierten Kapitel. Da schreibt er:

„Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder. Zürnt ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn! Gebt auch nicht Raum dem Teufel! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid für den Tag der Erlösung!“

Epheser 4,25-30

Das ist die Vorbedingung. Wollen wir voll Geistes werden, dann müssen wir hassen und lassen, was den Geist Gottes betrübt. Und dann kommt das Positive. Im fünften Kapitel schreibt Paulus:

„Redet zueinander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern; singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen; sagt allezeit Gott, dem Vater, Dank für alles, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus; ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes!“

Epheser 5,19-21

Wenn wir diese doppelte Reihe von Mahnungen beherzigen, wenn wir lassen und meiden, was den Geist Gottes betrübt, wenn wir das tun, was uns innerlich in die Verfassung und Stellung bringt, dass wir empfänglicher werden für das Wirken des Geistes, für mehr Kraft, dann werden wir auch von Gottes Geist mehr Kraft empfangen, dann werden wir voll Geistes.

Hast du ein Verlangen danach? Dann lass uns gemeinsam diese wichtigen Mahnungen aus Epheser 4 und 5 bedenken, mit dem herzlichen Gebet, dass Gott uns wegnehmen möchte, was Gottes Geist im Wege steht, damit wir voll Geistes werden können, nicht zu unserer Ehre, sondern zur Verherrlichung des HERRN. Werdet voll Geistes!

© Herold-Verlag, Ernst Modersohn: „Werdet voll Geistes“



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